Im Mittelpunkt des diesjährigen Neujahrsempfangs der SPD Hungen im Bürgerhaus Langd stand eine Rede von Matthias Körner, dem hiesigen SPD-Bundestagskandidaten und Vorsitzenden des Unterbezirks Gießen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, zum Thema Industrie 4.0.
Christoph Fellner von Feldegg forderte in seiner Begrüßung, auch nach der Wahl Donald Trumps weiterhin gelassen zu sein und gelassen zu bleiben. In ihrer langen Geschichte habe die deutsche Sozialdemokratie schon wesentlich schwierigere Situationen überstehen müssen. Die deutsche Demokratie werde nicht nur Trump, sondern auch die rechten Populisten in Deutschland überstehen. Als Vorsitzender der gastgebenden Hungener Sozialdemokraten freute sich unter den zahlreichen Anwesenden die Vorsitzenden der Nachbarvereine aus Laubach und Lich, Dr. Julian Neupert und Harald Mohr begrüßen zu dürfen. Besonders freute er sich auch über die Anwesenheit der Hungener Grünen, der CDU und Bürgermeister Wengorschs.
Bürgermeister Wengorsch ging in seiner Begrüßung auf diese Besorgnisse ein. Bisher Undenkbares wie Brexit oder die Wahl eines Donald Trump zum amerikanischen Präsidenten seien 2016 öfter eingetreten. Diesen Erscheinungen sei durch gelebte Demokratie entschlossen entgegenzutreten. Dank sprach er in diesem Zusammenhang allen ehrenamtlich Engagierten aus, insbesondere den vielen Hungener Flüchtlingshelfern.
Nach der ersten industriellen Revolution des Übergangs von der Handarbeit zu von Dampfkraft angetriebenen Produktionsanlagen, der zweiten der Fließbandarbeit und Massenproduktion und der Computerisierung ab 1970 wird nun die nächste gravierende Änderung der Produktionsverhältnisse durch Vernetzung von Maschinen erwartet. In Deutschland wird von Industrie 4.0 gesprochen. Matthias Körner setzte sich bei seiner Rede in drei Teilen mit diese bevorstehenden Veränderungen der Arbeitswelt auseinander.
Grundsätzlich geht es um ein neues Zusammenfügen von bereits Vorhandenem. Die aktuellen Trends führen zu Miniaturisierung und Preisverfall, zu noch stärkerer Trennung von Konstruktions- und Herstellungsort und zu noch größeren Datenmengen, die nicht nur ein Datenschutzproblem darstellen, sondern auch zur Entwertung hochwertiger Dienstleistungen und Tätigkeiten mit hohem Erfahrungswert führen können.
Im Gegensatz zu den vorangegangenen industriellen Revolutionen ist nicht vorrangig Industriearbeit betroffen, sondern auch in besonderem Maße Dienstleistungen. Entscheidungen über Abläufe drohen durch vernetzte Computer getroffen zu werden. Der Ort verliert an Bedeutung, da durch die Vernetzung lokale Nähe nicht mehr wichtig ist. Um nicht abgehängt zu werden sind Infrastrukturmaßnahmen wie etwa der Breitbandausbau in unserer Region sehr wichtig.
Als Konsequenz aus dem Gesagten sind neue Berufsbilder zu definieren, die aus dem Zusammenwachsen verschiedener Qualifikationen ergeben, vergleichbar dem bereits bestehenden Mechatroniker. Um auf diesem Gebiet erfolgreich bleiben zu können, wird Qualifizierung immer wichtiger. Neben technologischen Aspekten sind pädagogische Konzepte zu erarbeiten. Eine Verknüpfung der drei Hochschulen unserer Region THM, Uni Gießen und Uni Marburg könnten hierzu einen wichtigen Beitrag liefern.
Matthias Körner fordert daher eine Forschungseinrichtung zu schaffen als Verbindungsglied zwischen den drei Hochschulen, der Wirtschaft, der Politik und besonders der Interessenvertretungen der Beschäftigten. Dabei sollten folgende Fragestellungen diskutiert werden:
Welche Berufsbilder entstehen aus dem Zusammenlaufen verschiedener Berufsbilder und Wissensgebiete?
Wie entwickeln sich Berufsqualifikationen über traditionelle Berufsfelder hinaus?
Wie muss die Veränderung des Transfers von Wissen zum Produkt innerbetrieblich und regional auswirken?
Welche Chancen und Risiken bestehen insbesondere für den ländlichen Raum?
SPD-Neujahrsempfang im Bürgerhaus Langd
